21.03.2015: Peitschender, stürmischer Wind, Schaumkronen auf 2-3m hohen Wellen, fliegende Gischt genauso wie Flaute mit rollender Dünung – dies alles innerhalb weniger Stunden: so kann Segeln zwischen den Kanarischen Inseln sein!

Der kräftige Passatwind, der oft wochenlang konstant mit 4 – 5 Beaufort aus Nordost weht, wird an den bis über 3.700m hohen Bergen umgelenkt, ebenso wie die teilweise senkrecht aus dem Meer aufragenden Felswände einen kompletten Windschatten bieten können. 400-500m hohe Kaps biegen den Luftstrom um – so wie über Tragflächen beim Flugzeug wird auch hier die Windgeschwindigkeit deutlich erhöht. Die Inseln bilden zudem stark ausgeprägte Düsen, die den Wind ebenfalls kleinräumig deutlich verstärken können. Im seemännischen Fachjargon spricht man hier von Kap- und Düseneffekten – vielen Seglern eher aus der Theorie bekannt.

DSC_9155Den Crews von zwei Skipppertrainings-Wochen jedoch jetzt auch aus unmittelbarer Praxis. Denn immer wieder ging’s uns so, wie in extremster Form beim Auslaufen aus einer sehr ruhigen Ankerbucht im Valle Gran Ray an der Westseite von La Gomera: die bereits nicht in voller Größe gesetzten, also gerefften Segel, konnten wir gleich weiter stark einreffen, denn große Schaumkronen und ausgeprägte Gischt-Streifen auf den Wellen zeigten bis zu acht Beaufort Windstärke an. Nach einer Stunde intensivem Segeln waren wir frei vom Kap, der Wind ging von der Kategorie, die der Deutsche Wetterdienst als “stürmischer Wind” bezeichnet herunter und wurde zur “frischen Brise” und zum “starken Wind”. Mit diesen 5-6 Beaufort segelten wir dann die restlichen der insgesamt zund 60 Seemeilen langen Strecke weiter nach La Palma. Durch notwendiges Aufkreuzen vor der Küste dieser “Isla Bonita” gegen den Nordost-Wind sowie dem dort beschleunigten Kanarenstrom zog sich die zu segelnde Strecke sehr hin – eine weitere Gedulds- und Kraftprobe.

Dort (wie auch auf den anderen Inseln) sind sowohl dichteste, üppige Wälder als auch karge “Mond-Landschaften” zu entdecken, einschließlich einer Reihe von Vulkankratern. Dessen jüngster, der Teneguia an der Südspitze der Insel, war zuletzt 1971 ausgebrochen. Entsprechend direkt ist die vulkanische Hitze zu erleben – doch zu der sehr spannenden und umfangreichen Geologie dieser Vulkaninseln braucht’s einen eigenen, ausführlichen Beitrag. Dieser wird folgen! Doch nun geht’s erstmal mit der MAKAIRA, einer 13,77m (42 Fuß) langen Yacht, via Madeira nach Cadiz und von dort rund Gibraltar nach Mallorca. Auch dazu kann viel geschrieben werden, genauso wie auch da die Kamera wohl häufig in Einsatz sein wird…

DSC_9040Doch hier nun noch eine kleine Auswahl der Fotos der zwei sehr spannenden Wochen Trainingsfahrten mit bereits erfahrenen Seglern. Mit ihnen konnte ich auf insgesamt 462 Seemeilen (855 Km) zwischen Teneriffa, La Gomera und La Palma viele intensive Stunden auf See verbringen, wobei wir 80% der Strecke unter Segeln fuhren. Die mächtigen Windschatten in Lee der Inseln konnten wir nur mit dem “Flautenschieber” in angemessener Zeit bewältigen. Neben dem wechselhaften Wind waren auch Pilotwale und sehr häufig große Delfinschulen unsere “treuen Begleiter” – immer wieder begeisternde Begegnungen.

Danke an alle Beteiligten für intensive Wochen!